Perspektive

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Dr. Karg
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Perspektive

©Hans Hartmut Karg
2015

Sie lag im Bett und sah die Welt
Als groß geword´nen Haufen,
Aus Müll, aus Schweiß, aus Fett und Geld –
Und viel zu viel zum Raufen.

Der Alkohol fraß die Familien,
Die es schon lange nicht mehr gab.
Es schwand der Sinn für Bäume, Lilien,
Die Menschheit ging am Narrenstab.

Und der regierte fröhlich weiter,
Vernagelte Seele und Hirn.
Das alles war nicht wirklich heiter,
Man lebte ohne Geist und Zwirn.

Bequem konnte man alles kaufen,
Selbst das, was man nicht wirklich brauchte.
Man musste nicht zum Bäcker laufen,
Selbst wenn der Körper bereits strauchte.

Besuche kamen mehr aus Anstand.
Sie fühlte sich dann reichlich arm,
Wenn der Respekt so langsam schwand
Und sie mit Nachkommen nicht warm.

Sie wollten ja das Häuschen erben,
Ihr Geld, ihr Gut, ihren Besitz.
Sie wollten ihre Gunst erwerben,
Weil sie auf alle Gaben spitz.

Dann spielten sie sich manchmal aus,
Schimpften über die Geschwister,
Lobten nur sie, ihr altes Haus
Sehr diplomatisch – wie Minister.

Scheinheiligkeit war ihr zuwider,
Herzlichkeit war ja nicht zu spüren.
Es gab da keine Liebeslieder,
Die ihre Seele konnten rühren.

Deshalb vermachte sie das Haus
Dem Kinderschutzbunde vor Ort,
Damit die Schwächsten kommen ´raus,
Erhalten hier den sichern Hort.

Und wie es zu erwarten war
Kamen die Erbschleicher nicht mehr.
Sie hatte nun ein schönes Jahr –
Und selbst mochte sie sich jetzt gar sehr.

Die gute Tat baute sie auf,
Die Krankheiten langsam verschwanden,
Das Leben nahm den guten Lauf,
Das Böse kam ihr so abhanden.

Hier lebte sie noch fünfzehn Jahre
Und konnte Gutes viel benennen,
Denn wer am Großmute nicht spare,
Der lernt ein langes Leben kennen.

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