Die alte Nonne

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Austria Brigitte
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Die alte Nonne

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DIE ALTE NONNE
© Brigitte

Als der Himmel gelb oder schwarz wurde und ein Hagelgewitter drohte, fing sie an, alle Glocken zu läuten, um Schäden abzuhalten. Dann blieb auch der Regen aus, den der Garten nötig gebraucht hätte. Bei Gewitter zündete sie Kerzen an, damit bei der Kirche und dem Pfarrhaus kein Blitz einschlüge. Sie war schon achtzig und überlebte einige Priester und hatte darunter einen polnischen Lieblingspriester, für den sie besonders gerne sorgte. Den netten jungen Afrikaner verscheuchte sie gleich wieder. Die Priester wohnten nicht im selben Pfarrhaus. Der Ort hatte schon lange keinen eigenen Priester mehr.

Manchmal rief sie mich an, ich sollte sofort zu ihr kommen, sie hatte ein Essen für mich. Ich gab ihr gleich zehn Euro dafür, aber sie konnte dem Geld widerstehen und sagte, ich sollte am Sonntagnachmittag zu ihr kommen und ihr etwas helfen. Ich musste alle Lebensmittel, die sie mir gab, immer mehrfach abarbeiten. Größere Geldscheine nahm sie gerne an. Sie schenkte sie bevorzugt an ihre Verwandten weiter.

Wenn ich ihre Telefonnummer auf meinem Display sah, ahnte ich schon, was auf mich zukam: ein Ehrenamt. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, weil meine Arbeit zu Hause dann liegenblieb. Ich merkte, wie sie mich manipulierte, aber ich getraute mich selten, ihre Lebensmittel und meine Hilfe abzulehnen. Wenn ich keine Zeit hatte, drohte sie jedes Mal damit, dass sie unseren Ort bald verlassen und ins Mutterhaus zurückkehren würde, es würde die letzte Bitte sein, die sie an mich hätte.

Ordensleute durften nach ihren Aussagen nicht in Pension gehen. Sie müssten der Kirche dienen, bis sie nicht mehr könnten. Die Kirche war wie Hotel Mama für sie. Sie kriegte alles, was sie brauchte, und dazu noch viele Sachspenden von Leuten und Bauern aus ihrer Umgebung, mehr als was sie brauchte. Es fiel ihr in den Schoß. Das teilte sie an Leute aus, darunter auch solche, die es nicht nötig hatten und die nichts dafür taten, aber vielleicht bekam sie ja von diesen Spenden.

Man erfuhr nicht, was heimlich alles ablief. Außer man kannte zufällig den Nachbarn des Käufers, dass ein Engel, den unsere Vorfahren der Kirche gespendet hatten, an einen Liebhaber in 100 km Entfernung zu einem hohen Preis unrechtlich verkauft wurde. In meiner Kindheit lagerten viele Heiligenstatuen in Lagerräumen des Pfarrhauses. An Fronleichnam trugen wir sie als Kinder mit Pfingstrosen geschmückt durch den Ort. In den dreißig Jahren, wo die alte Nonne das Pfarrhaus überwiegend alleine bewohnte, verschwanden alle. Wenn ich sie dazu befragte, stellte sie sich ahnungslos. Wahrscheinlich brauchte sie das Geld für ihre kinderreichen Verwandten.

Bei jedem Todesfall freute sie sich, und forderte Essensgutscheine für ein Restaurant für sich und die beiden Priester, obwohl der zweite nicht an der Gestaltung der Trauerfeier beteiligt war. Von der Realität des Lebens hatte sie wenig Ahnung, weil sie sich in einem geschützten Rahmen befand und deshalb hatte sie wenig Verständnis für die Alltagssorgen der Menschen. Sie war sehr rüstig und hatte kein Einfühlungsvermögen für die Krankheiten der Menschen. Die Tiere mochte die Ordensschwester nicht, weder Rehe noch Katzen, und zerstörte das Vogelnest auf dem Altar, wo lebende Junge drinnen waren.

Sie musste ihre Wünsche nur äußern und sie wurden ihr erfüllt. Sie freute sich auf das Jenseits, um dort Jesus zu begegnen. Sehnsüchtig erwartete sie seine Liebe.
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