Da sie immer brav arbeiten ging

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Austria Brigitte
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Da sie immer brav arbeiten ging

Ungelesener Beitrag von Austria Brigitte »

DA SIE IMMER BRAV ARBEITEN GING
© Brigitte

Meine Mutter war alleinerziehend, Vollzeit berufstätig und ich ihr einziges Kind. Als sie meinen Stiefvater heiratete, war ich schon in der Hauptschule und sollte gerade auf Schul-Schikurswoche fahren.

Meine Mutter beantragte eine Förderung für mich und sagte mir, entweder ich kriege eine Förderung, dann darf ich mitfahren, oder nicht, dann muss ich daheim bleiben. Ich habe das Problem meiner Mutter verstanden: Sie hat ihr Geld lieber für den Stiefvater ausgegeben als für mich. Und so viel war nicht da, dass es für beide reichte. Das hat mir die Oma beigebracht. Die Klassenvorständin bearbeitete gleich selber illegal den Antrag und leitete ihn gar nicht weiter. Sie sagte zu mir, eine Förderung ist nicht möglich, weil zwei Verdiener und nur ein Kind in der Familie sind.

Meine Mutter musste aber für den Lebensunterhalt meines Stiefvaters zur Gänze aufkommen, also Einkleidung und Essen und den gesamten Haushalt, da beide nur öS 6.000,-- pro Person monatlich damals verdienten und er sein ganzes Geld für sein Auto, "Lindgrüner Puch", sein Kettenrauchen, 3 Packungen pro Tag, und seine Bahn- und Busmonatskarten brauchte, weil er ja 50 km pro Tag pro Richtung zur Arbeit fahren musste als Staatsbeamter in handwerklicher Verwendung. Er war beim Bundesheer als Schuhmachermeister beschäftigt. Zusätzlich musste er Alimente bezahlen für seine erste Ehefrau und für seinen Sohn aus erster Ehe und ein weiteres uneheliches Kind anderweitig. Sein Sohn ging aufs Gymnasium und ich durfte nur zur Hauptschule gehen, obwohl ich aufs Gymnasium wollte. Daheim hat er meiner Mutter nie was im Haushalt oder im Garten geholfen. Er hat einfach nichts getan und auf Mutters Kosten bei uns gewohnt. Ausflüge hat er mit uns auch keine unternommen. Er hat meine Mutter als Hotel Mama betrachtet. Eigentlich war er wie ein zusätzliches Kind. Meine Mutter hatte weder ein Auto noch einen Führerschein und er war wie eine Kanonenkugel an ihrem Bein. Ohne ihn wäre es mit ihr sehr schön gewesen und war es auch die paar Jahre vorher.

Von meinem Vater war meine Mutter geschieden und er zahlte selten Alimente für mich. Damals war das noch so, dass der Staat nicht einsprang für eheliche Kinder, nur für uneheliche, deren Väter nicht bezahlten. Zahlte ein ehelicher Vater nichts, dann hatte das Kind eben nichts. Er musste von meiner Mutter gerichtlich gepfändet werden und dann kam, wenn überhaupt, nur wenig Geld herein, weil er vier Kinder mit vier Frauen hatte, davon waren drei unehelich und er war öfters arbeitslos oder krank und kaum aufzufinden, weil er seine Adressen häufig wechselte und sie nicht bekanntgab, da er in mehreren Bundesländern als gelernter Zimmerman beschäftigt und unterwegs war. Er war Alkoholiker und ich war ihm egal. Er wollte mich nicht einmal kennenlernen, weil ich erst nach der Scheidung geboren wurde.

Demnach waren wir 6 Kinder, lebten in 6 Haushalten mit 6 Müttern, und drei Verdiener mussten dafür aufkommen. Davon waren vier uneheliche Kinder und zwei eheliche Kinder, nämlich der Sohn meines Stiefvaters und ich. Die unehelichen Kinder zählten nicht, aber auch das eheliche Kind meines Stiefvaters zählte nicht, da es in einem anderen Haushalt lebte. So kam es, dass ich keine finanzielle Förderung erhielt und ich daher nicht auf Schikurs fahren konnte mit der Schule, weil meine Mutter das Geld nicht aufbringen konnte. Das Wohlergehen eines Kindes, nämlich meines, war der Klassenvorständin komplett egal. Sie war der Meinung, mein Stiefvater müsste für mich aufkommen. Dieser aber sagte zu mir, er ist nicht mein Vater und er muss weder, noch kann er.

Eine Förderung erhielt man nur, wenn mindestens zwei Kinder in einer Familie waren und nur ein Verdiener. Je mehr eheliche Kinder in einer Familie waren, desto höher fiel die Förderung aus.

Wenn man als Frau berufstätig ist, wird man mehrfach bestraft, zum einen muss man für den Mann aufkommen und erhält keine Förderungen für ein Kind und zum anderen stirbt man früher an einer Krankheit, die man sich beruflich zuzieht. Das verkürzt nicht nur das Leben, es nimmt Lebensqualität und das nimmt auch den Söhnen und Töchtern die Mutter früher.

Am Sterbebett entschuldigte sich meine Mutter, dass sie mir den Schulschikurs nicht bieten konnte. Als meine Mutter mit 75 Jahren schwerkrank verstarb, fragte ich meinen Stiefvater, warum er meine Mutter heiratete, wenn er mich nicht mochte und sie so schlecht behandelte, was wohl mit ein Grund war, dass sie so früh verstarb. Er antwortete, weil sie immer brav arbeiten ging, und kein Geld von ihm brauchte (und sogar um 2 Jahre länger als nötig für die volle Pension, das hat er von ihr verlangt).

Die Schulschikurse sind dafür da, dass die Kinder auf den Geschmack kommen, Schi zu fahren und Umsatz bringen. Das sind die Kunden von morgen. Was war die Folge, dass ich nicht teilnehmen durfte? Ich bin dann auch später selten zum Schilaufen gekommen. Mir waren dann andere Dinge wichtiger und auch leichter finanzierbar, weil der Schisport sehr teuer kommt.

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