Anreisetag

Humoristisches, satirisch for(u)muliert, Gedichte für Kinder und über Tiere
Antworten
Dr. Karg
Status: Offline

Anreisetag

Ungelesener Beitrag von Dr. Karg »

[center]
Anreisetag

©Hans Hartmut Karg
2016

Sie kamen endlich her in hellen Scharen,
Die Pensionäre, Rentner, die da noch nicht waren.
Denn Essen, Trinken gab es frei und ständig
Und man bediente sich dort gern und eigenhändig.

Der Hotelier, er wollte doch nicht pleite gehen!
So hatte er sich nach Discountern umgesehen
Und bot - anstatt in früheren Zeiten Klasse -
Nun Vollversorgung - auch auf Krankenkasse.

Die Gäste standen wartend an der Rezeption,
Denn Reisen war für sie der Lebenslohn.
Die Schlange wurde lang und immer länger
Und mancher Blick verweilte da nur umso strenger.

Die Chefin kam, umarmte die Stammgäste,
Trug dabei vornehm die hoteleigene Weste,
Denn familiär war alles gut organisiert
Für alle, die der Weg hierher geführt.

In die Türkei wollten ja viele nicht mehr reisen,
Im eigenen Land sollten die Sinne kreisen!
Und sicher war man auch im eigenen Land,
Weil alles so vertraut und so bekannt.

Am Abend dann, ganz pünktlich um halb Sechs
Kamen die Speisen mit Rebengewächs,
Die Platten mit den vielen, vielen Speisen -
Man wusste jetzt, warum die Gäste hierher reisen....

Und dann urplötzlich jenes große Fressen,
Bei dem sogar ein Ehepaar aus Hessen
Kopfschüttelnd zugriff, als wär' es verhungert
Und jeder gierte, jeder nur noch lungert'.

Da griff der Zögerliche zu, nahm Fleisch und Fisch,
Das fünfte Rotweinglas kam auf den Tisch.
Und rasch verschwand mit Messer und mit Gabel
Das Futter bis zum Magennabel.

Man futterte, man schlemmte und man trank,
Denn dies ist doch der größte Lebensdank:
Die Sterneköche, alle, hier vergessen,
Denn der Kaskadenmagen will nur feste essen.

Kampfesser sitzen hier, Männer und Frauen,
Ein Rentnerehepaar aus fernem Plauen,
Und auch die Viererschaft aus Hilpoltstein
Gönnt sich den vielen und den trockenen Wein.

Die beiden Damen aus Hauptstadt Berlin
Haben am Abend noch vieles im Sinn:
Sie füllen sich bereits den vierten Teller
Und trinken den Rosé nur umso schneller.

Und auch aus Baden sind jetzt angereist
Sechs mit der Gastrosprache und mit hohem Geist,
Womit der Gaumen immerzu verführt
Und jede Speisaufnahme ständig kommentiert.

Das Riesenfressen geht über zwei Stunden
Und immer wieder ziehen Kampfesser die Runden,
Damit der Lebensabend füllig glücklich sei,
Selig versunken in totaler Völlerei.

Nichts braucht am End' der Mensch wohl mehr,
Als volle Schüsseln, Nachtische recht schwer,
Denn hier ist das Schlaraffenland
Und kann beglücken jede freie Hand.

Ein jeder holt, was längst bezahlt und was er mag
Und das beständig nun bei Nacht und Tag.
Wenn dann der Magen schmerzhaft zwickt,
Erklärt man halt die Küche für verrückt,

Wirft rasch im Zimmer seine Pillen ein,
Damit doch alles immer kann so sein,
Als wäre man mit seinen weißen Haaren
Noch immer fit – als wie vor fünfzig Jahren!

Fahr' deshalb nie ins Inklusivhotel,
Denn dort erlernst Du leider viel zu schnell,
Wenn alles frei und völlig inkludiert,
Dass dort die Gier den Menschen schlimm verführt.

*

[/center]
Antworten

Maak een account aan of log in om deel te nemen aan de discussie

Je moet lid zijn om een ​​reactie te kunnen plaatsen

Maak een account aan

Geen lid? Registreer om lid te worden van onze community
Leden kunnen hun eigen onderwerpen starten en zich abonneren op onderwerpen
Het is gratis en duurt maar een minuut

Registrieren

Log in