Justin oder die Geschichte vom Dreiecksglück

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Dr. Karg
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Justin oder die Geschichte vom Dreiecksglück

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Justin oder die Geschichte vom Dreiecksglück

©Hans Hartmut Karg
2016

Dies ist eine Geschichte von Justin, von Admira und von Brigitte. Die Namen mögen mir nicht mehr ganz erinnerlich sein, die Geschichte aber ist wahr.
Justin kam aus gutem Hause. Die Eltern und die Großeltern waren immer jeweils eine Stufe bis zur Oberschicht aufgestiegen. Das war natürlich nur möglich, weil ein Arbeitsethos die Menschen antreiben konnte bzw. sie sich damit selbst angetrieben haben, denn materieller und sozialer Aufstieg ist und bleibt normalerweise und ohne Glücksritterschaft nicht einfach.
Justin hatte noch drei Geschwister, die ebenfalls – wie er – beruflich sehr erfolgreich waren. Er selbst hatte es geschafft, Top-Manager in einem Sozialunternehmen zu werden. Er verdiente sehr gut, hatte aber auch sehr viel Zeit zu investieren. Außerdem musste er, der doch so gern mit den Eltern kommuniziert hatte, mit seiner Familie weit wegziehen, um die Stelle zu bekommen.
Dort angekommen kaufte er für sich und seine Familie ein Haus, ein zweites Auto, und er heiratete seine Lebensgefährtin Brigitte, die ihm drei Kinder geboren hatte. Ein viertes Kind hatte sie bereits in die Beziehung mitgebracht. Er schien glücklich und war nun seit einem Vierteljahrhundert in dieser Ehe.
Seine nunmehr Angetraute, die Brigitte, kam aus einem anderen, kleinen Land, in dem es immer schon um Freiheit gegangen war. Das kleine Land hatte sich jahrhundertelang gegen Übergriffe von außen wehren müssen. Deshalb war seine damals noch hübsche Brigitte eine große Verfechterin uneingeschränkter Freiheit. Aber sie hatte offenbar eine Hypothek zu tragen, denn sie war – nach eigenen Aussagen – als Kind innerhalb ihrer Herkunftsfamilie vergewaltigt worden. Sie hatte sich mehrfach psychologische Hilfe gesucht, aber sie wurde offenbar mit diesem Problem nicht fertig und hat darüber auch mit ihrem Mann nicht gesprochen.
Justin war ein Vorbild von Ehemann und Vater. Er war geradlinig und gerecht, aber er wollte sich natürlich nicht aus seinem Naturell vertreiben lassen. Er las seinen Lieben alles von den Lippen ab. Äußerten sie einen Wunsch, trachtete er diesen zu erfüllen. Er arbeitete von morgens bis abends, war immer sehr bescheiden und tätigte auch den Haushalt, denn seine Brigitte sagte ihm, sie wäre faul. Das war sie auch. Sie aß gern und wurde immer dicker. Offenbar sah sie für sich in der Machtausübung gegenüber ihrem Mann die unbewusste Möglichkeit, ihr kindliches Leid zu lindern. Auf der anderen Seite waren ihr alle vier Kinder heilig. Diese durften sich alles erlauben, räumten bei Fremden auch mal Schränke aus und äußerten sich despektierlich über Erwachsene, ganz besonders auch über ihre Lehrer. Den Stiefvater bzw. Vater verachteten sie, denn in Erziehungsfragen hatte er nichts zu melden. Und alle kamen ihm immer nur mit Wünschen.
Justin, dieser vom Elternhaus und von seiner Herkunftsfamilie ganz sozial Eingestellte, ließ sich nicht lange bitten, sondern erfüllte die Wünsche der Despektierlichen. Die vier Knaben wurden immer frecher. Justin wollte intervenieren, aber dies ließ seine Frau nicht zu, denn sie entschuldigte alles. Wenn die Söhne etwas angestellt oder geklaut hatten, schob sie dies auf die Unvorsichtigkeit der Erwachsenen. Beschwerten sich Lehrkräfte über den frechen Ton der Kinder, meinte sie als Mutter und gelernte Erzieherin, die Lehrkräfte wären unfähig. In ihrem Herkunftsland würden sich Lehrkräfte viel mehr den Kindern widmen. Justin durfte nicht miterziehen, denn sie war die große Mutter, die Heilige. Seine Frau Brigitte wollte auch immer nur zu der eigenen Mutter in Urlaub fahren, niemals woanders hin, obgleich sie dort doch schweres Leid erfahren hatte.
Nach etwa fünfundzwanzig Jahren – die vier Jungs waren inzwischen groß geworden – musste Justin eine neue Führungsmitarbeiterin einstellen. Diese war nach ihren Arbeitszeugnisse sehr gut, kam ebenfalls aus einem nun anderen europäischen Land und zeigte sich ganz anders, als Brigitte. Die neue Mitarbeiterin hieß Admira. Sie war im Gegensatz zu Brigitte immer mit dem Schminkkoffer unterwegs und mit einem Arzt verheiratet, der sehr reich war, so dass sie überhaupt nicht hätte arbeiten müssen. Aber ihr Unabhängigkeitswille ließ dies nicht zu, obwohl der reiche Ehemann ihr Auto, Wohnung und Lebensunterhalt immer schon teuer bezahlt und ihre Liebesdienste mit Reisen und teuren Geschenken belohnt hatte. Er war schließlich dreißig Jahre älter....
Admira aber war ein Kind ihres Volkes und ihres Landes. Sie schminkte sich sehr stark und blieb lebenslang sehr schlank, weil sie auf ihre Linie streng achtete. Im Gegensatz zu Brigitte hatte sie sich niemals gehen lassen. Und es war ihr eine Wohltat – obwohl nicht mehr ganz jung – doch immer wieder zu erleben, wie ihre Reize zur Wirkung gelangten. Ihr Ehemann wusste das, aber er konnte nichts machen. Darüber war er nicht sehr froh, doch wollte er sie auf der anderen Seite auch nicht verlieren und sperrte sie deshalb nicht ein.
Nun lernte Justin in seinem großen Betrieb die neu ernannte Mitarbeiterin näher kennen. Und ihr Bestreben war es, zu zeigen, dass ihre Reize immer noch andere Männer – nicht nur den Ehemann – in Bann schlagen konnten. Das gelang ihr auch. Justin hatte ja nur Geld heranzuschaffen, seine Frau war immer abweisender geworden und die vier Jugendlichen drangsalierten ihn mit Wünschen, so dass er im eigenen Haus nicht mehr richtig zum Atmen kam. Er fragte sich inzwischen schon, weshalb er auf der Welt war. Nur die verantwortungsvolle Arbeit stärkte noch seine Zufriedenheit. Also verliebte er sich in die Mitarbeiterin, die etwa in demselben Alter wie seine Ehefrau war, ihm jedoch zu zeigen vermochte, was für ein toller Mann er war. Erstmals in seinem Leben spürte er, dass er nicht beherrscht werden sollte, sondern dass er geliebt wurde. Das hatte Admira zu Hause gelernt und darauf war sie stolz!
Justin war diesem Liebesfeuer und der überbordenden Sexualität gern verfallen. Er verliebte sich sehr in „die Neue“, die offenbar wegen des älteren Mannes in seinen Augen auch ein dringendes Nachholbedürfnis hatte. Sie schwebte Justin scheinbar willenlos entgegen – und er fing sie dankbar und liebevoll auf.
Das blieb nicht unbemerkt, wenn er nun immer länger von zu Hause fortblieb.. Brigitte bekam Wind von der Sache und versuchte ihn zur Rede zu stellen. Justin aber hatte nur den einen Satz auf den Lippen: „Ich habe mich verliebt!“ Die Liebe zu der anderen Frau hatte ihn vollkommen gepackt und er war nicht in der Lage, sich zu befreien. Er sagte nur noch: „Ich zahle alles!“ Dann war er ausgezogen, hatte die Familie verlassen und auch der weinenden Ehefrau nichts entgegenzusetzen gehabt, als den Abschied.
Die nächsten Monate waren ein einziges Liebesfeuer. Und es kam, wie es kommen musste: Mehrmals war Admira schwanger, konnte jedoch wegen des ungestümen Lebens die Leibesfrucht nicht halten. Sie hatte Fehlgeburten – und machte doch weiter, ließ Justin gar einziehen und blieb monatelang fern von ihrem alten Ehemann. Mit Justin reiste sie viel, nach Rom, nach Südtirol, in die Türkei, in europäische Länder und Hauptstädte – soweit es ihre Arbeit zuließ. Und ihre Liebe wurde stärker und stärker.
Aber der reiche Ehemann von Admira ließ nicht locker. Und Admira kam immer wieder zu ihm zurück, wenn Justin am Wochenende seine Jungs bei sich haben musste, weil Brigitte streng darauf aus war, mit Geld unterstützt zu werden und die Erziehungsarbeit gemeinsam zu bewältigen. Sie hatte ein Zusatzstudium aufgenommen und wollte sich spät selbst verwirklichen.
Und genau an diesem Punkt angelangt konnte man schon erkennen, dass die neue Liebe keine Zukunft hatte. Admira war ein Kind ihres eher armen Volkes. Sexualität war ihr selbstverständlich und wichtig, jedoch auch die Attraktion von Luxus und Reichtum. Für sie war Liebe immer ein Geschäft – oder vielleicht auch eine Berechnung. Das war nicht ganz klar zu ermitteln. Sehr genau hat sie mit ihren Eltern ihre Situation besprochen und war zu dem Schluss gelangt, dass ihr die Sexualität mit Justin zwar gut getan hatte, sie jedoch wegen der Abgänge und wegen des Ehebruchs gegenüber ihrem Ehemann Gewissensbisse plagten und sie ganz deutlich feststellen konnte, dass er ihr weniger Sexualität, dafür umso mehr Luxus und Glamour bieten konnte. Das war für sie natürlich Liebe! Also kehrte sie zu ihrem angetrauten Ehemann zurück, um die Ehe nicht weiter zu brechen.
Justin war untröstlich. Ja, er war verzweifelt! Um Trauerarbeit zu leisten und über den Verlust hinweg zu kommen, wandte er sich an einen Therapeuten. Der erzählte ihm beispielsweise, dass er Opfer der elterlichen Arbeitsmoral geworden wäre und dass er sich entscheiden müsste, welchen Weg er einschlagen wollte. Admira hatte sich nicht scheiden lassen, er hatte dies nicht getan – und auch Brigitte nicht, die ihm mit einem Hausschlüssel für das neue Haustürschloss unter Tränen angeboten hatte, dass er jederzeit zu ihr zurückkehren könnte.
Es war eine verfahrene Situation, in der sich Justin wiederfand. Die neue Mtarbeiterin, um die er ja immer wieder herumlaufen und mit der er weiterhin zusammenarbeiten musste, fuhr am Wochenende zu ihrem Ehemann und ließ sich dort verwöhnen. Er selbst wurde nun von den vier Pubertierenden total verachtet und übel angegangen, wenn sie bei ihm waren. Und die Ehefrau Brigitte hatte alle seine Habseligkeiten längst beseitigt, indem er diese in eine neue Wohnung mitgenommen hatte. Wichtige Unterlagen hatte sie behalten. Sie studierte weiter und sie ließ sich den Ehebruch reichlich entlohnen.
So fand er sich wieder, der Top-Manager, unglücklich, beschämt, leer. So ging er in ein neues Jahr und suchte mit Hilfe psychologischer Betreuung zunächst sich zu sortieren und sich zu fragen, ob es auf dieser großen Erde nicht doch noch eine liebe Mutter geben könnte, die ein schönes Kind haben würde und das ihn ganz so lieben und achten dürfte, wie er es eigentlich vom Leben zu Zweit erwartet hatte.

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