Der Augensucher

Liebe, Freude, Freundschaft und Geselligkeit
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Germany Marc Donis
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Der Augensucher

Ungelesener Beitrag von Germany Marc Donis »

Der Augensucher oder Berlin-Ostkreuz

Weiß ich nicht, wie lang ich bleibe,
immer enger treibt der Kreis,
während ich hier folglich treibe,
schmilzt in Augen jenes Eis.
Möglich hab‘ ich das geschworen,
da nun auch das Eise bricht,
vielleicht hab‘ ich mich verloren,
da ich find‘ die Augen nicht.


Tosende Menge, als sei das ein Trichter,
Auge um Auge – Oh, war das ein Glück?
Sieht man am Ende so tausend Gesichter,
Augen und Lid – Sie kommen zurück…
Sieht man die Leute, die Herzen so tragen,
vielleicht auch Zeitung und Sorgen hinfort,
was hat den Mensch hier einfach verschlagen,
der wartet am Gleise – An diesigem Ort?

Tosende Stimmen die Halle durchdringen,
Worte um Worte wie jenes Gerücht,
während die Wellen klirrend verschwingen,
ist das die Freude doch Glücke so echt?
Wie ein Gemälde, so scheint es verlaufen,
Regen gleicht Öl, das Farben so hemmt,
scheint der Bahnhof sich gräulich zu taufen,
Auge um Augen, man wird sich doch fremd.

Sieht man durch Scheiben die andren Gebäude,
ist es das Zentrum, das spiegelt im Glas,
tauch‘ ich hinein in suchende Freude,
such‘ ich die Iris, gar, welche mich las.
Welken im Scheine die spärlichen Nester,
such‘ ich die Iris, die sich mir verlief,
drückt der Gedanke mich umso noch fester,
such‘ ich vergebens im Tosen so tief.

Lauf‘ ich vertieft noch immer still weiter,
such‘ ich mit Augen, die Augen ich sah,
ist der Gedanke mein letzter Begleiter,
der mir seitdem verblieben wohl war.
Küsst mich der Wind vielleicht so gelinde,
flüstert und flüstert, er mich auch umkreist,
will er sogar, dass Augen ich finde,
sodass er den Wege mir einfach erweist.

Wie viele Iriden hat er schon gesehen?
Wie viele Pupillen hat er schon gezählt,
wie viele berührt, das mag ich verstehen,
wie viele der liebsten hat er sich erwählt?
Wie viele Geschichten die Augen erzählten,
von Leben und Sorgen und Krisen, so wahr,
zerbrachen auch diese, die bitter gequälten,
wie Perlen verblassten die Sinne so klar.

Als verliefen sich diese wie sanft‘ Aquarelle,
gibt es ein Menschen, der Augen verkennt?
Such‘ ich ermüdet im Morgen, der Helle,
ist das die Stunde, die mich auch so trennt.
– Finde ich bloß nur falsche Pupillen,
inmitten von Fremden, die Träne so schwemmt,
mag mir das Salze die Suche nicht stillen,
Auge um Augen, man sieht sich doch fremd.

Abgrund und Tiefe erkennt man mit Riffen,
Augen sind Schönheit und tragen doch List,
sind sie durch Kummer und Tränen geschliffen,
während man diesen verfallen noch ist.
Viele auch diese die Liebe versprachen,
war das die Lüge, die früh man nicht sah,
täuschen die Augen den Gegner mit Lachen,
da es vielleicht die Freude nicht war.

Ist das so schwer, dass nun zu bezeugen,
wen hat die Kunst der Iris berührt?
Will man für immer gar diese beäugen,
wenn die Brillanz die Seele verspürt.
Bin ich umgeben inmitten von Lidern,
als ich zum Suchen mich einfach begab,
mögen auch diese den Willen erwidern,
ist das Gedränge ein Meere und Grab.

Seh‘ ich die Augen die Sterne so wecken,
kenn‘ ich nur diese durchs Sehen so her,
will sich das Paar von meinen verstecken,
– Will ich sie finden in diesigem Meer.
Sind sie verloren? Ich mag das nicht wissen,
Sind sie verloren? Weiß ich doch nicht wie,
werd‘ ich die Augen für immer vermissen;–
Werd‘ ich sie finden? Womöglich wohl nie…

Berlin-Biesdorf-Süd;
09.04.2024 – 10.04.2024
Sie wünschen uns Missgunst, aber die Kunst ist mit uns...
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