Immerzu
schnitt er Holz
strich er Bretter
atmete Staub, den
scharfen Lackdunst
und Zigarettenrauch.
Er zeigte mir die Welt
den Wurm im Apfel,
den Nussbaum und
die Schreinerei.
Muscheln
Hatte er gesucht
auf ein Pappk�stchen
geklebt, damals
an den Str�nden der Krim.
Er zeigte mir H�user
bleistiftschwer, inmitten
grasiger Weiten.
Immerzu
flogen die Sp�ne,
wenn er erz�hlte
vom Tritt des Pferdes,
dem verpassten Schiff,
den Kameraden am Grund
des Schwarzen Meers.
Vielleicht
sind sie jetzt Delphine
wie die anderen, von denen
er schwieg
das ist ein au�ergew�hnlich sch�nes Gedicht, dass ich jeden Tag immer wieder lese, das mir sehr gut gef�llt. Mein Gro�vater hat Muscheln an der Adria gesammelt bei einem Pensionisten-Ausflug und mit Kitt auf ein Glas geklebt, das er dann als Vase verwendete.
Beitrag #3 vom 18.07.2022, 22:15Titel: Re: Grossvater
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Danke, Brigitte, es freut mich, dass Dir die Zeilen gefallen. Ich fand es noch ein bisschen unrund und habe noch ein paar Zeichen ver�ndert. Wahrscheinlich macht das aber keinen grossen Unterschied.
Erinnerung ist ein eigenartiges Konstrukt, es fasziniert mich. Wovon erz�hlen Menschen, was bleibt offen, was betonen sie, was f�llt unter den Tisch, wor�ber wollen sie nicht sprechen - und was h�rt man, nimmt man auf, kann es verk�pfen. F�r die Zuh�rer:innen gibt es (frei nach Paul Veyne) Schichten um Schichten ungelebter M�glichkeiten zu erforschen, die den unergr�ndbaren Kern der Geschichte verdecken. Und dieser Prozess h�rt nie auf. Mich besch�ftigt auch meine eigene Rolle in der Erinnerung. Woran erinnere ich mich, wie habe ich die Geschichten damals verstanden, wie verstehe ich sie heute. Manchmal sieht oder liest man etwas und es tauchen Splitter wieder auf, die l�ngst vergessen waren und man evaluiert die Geschichten neu.
Ob ich das Pappk�stchen noch habe, weiss ich nicht, es war schon ein bisschen am Auseinanderfallen und ich bin oft umgezogen.
Namazu meint dazu:
GROSSVATER
Immerzu
schnitt er Holz
strich er Bretter
atmete Staub, den
scharfen Lackdunst
und Zigarettenrauch.
Er zeigte mir die Welt
den Wurm im Apfel,
den Nussbaum und
die Schreinerei.
Muscheln
Hatte er gesucht
auf ein Pappk�stchen
geklebt, damals
an den Str�nden der Krim.
Er zeigte mir H�user
bleistiftschwer, inmitten
grasiger Weiten.
Immerzu
flogen die Sp�ne,
wenn er erz�hlte.
Vom Tritt des Pferdes,
dem verpassten Schiff,
den Kameraden am Grund
des Schwarzen Meers.
Vielleicht
sind sie jetzt Delphine
wie die anderen, von denen
er schwieg -
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