Willkommen und Werther

Mystisches, Schmerz, Trauer, Depression, Angst, Abschied, Tod
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Germany Marc Donis
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Willkommen und Werther

Ungelesener Beitrag von Germany Marc Donis »

Willkommen und Werther
An meinen damaligen Deutsch- und Französischlehrer B.S., der nie an mich geglaubt hat

PROLOG
Ich kenne Leid, kann Geheimnisse entlocken,
weiß ich nicht, ob es mich hält,
mitten Kirchen, Plätzen, Glocken,
bricht nun nieder – Meine Welt.
Ich kenne Leid, kann Geheimnisse entlocken,
die Welt zerbrach, als sie entstand,
zerbrach in Scherben, feinste Flocken,
verteilt durch Wind, in diesem Land.

Es scheint so sehr, in diesen Nöten,
regen Herzen sich doch weit,
mitten Sehnsucht und dem Töten,
kam der Mai, die Liebeszeit.
Zwischen Inbrunst lag das Weite,
während Liebe es so zieht,
steht die Lieb‘ auf andrer Seite,
steht das Herz nun im Zenit.

LEITSPRUCH
Spielen wir nun mit dem Feuer,
auf dem viel zu dünnen Eis,
stirbt das Herze sich getreuer,
in den Sünden, wohl so heiß.

TEIL I – DER WALDREITER
Das Herze drang – Hinfort noch härter,
es war verlebt – Die Nacht vergaß,
auf Pferde saß des Goethes Werther,
durchnässt und müde, leichenblass.
Der Abend neigte sich zum Grunde
und lag so nieder wie ein Tuch,
der Donner bellte, schaurig Hunde,
so schenkte dieser im Besuch.

Im Lichte sah man jene Hügel,
die Winde sangen so empor,
die Bäume rauschten, milde Flügel,
und sprachen Worte in sein Ohr.

„Du Werther weißt, sie ist vergeben,
die Lotte haben – Wirst du nie!
Erspar‘ ihr Leid, so nimm‘ dein Leben,
so magst du sterben, weißt du, wie?“

Er schwank sein Kopf und sah gen oben,
die Augen brannten nun so scharf,
die Arme hat er dann erhoben,
zu Gott, er sah, das Leid verwarf.

„Du Herr und Meister“, er nun fehlte,
„erlass‘ mir bitte dieses Leid“,
versank der Junge in Gebete,
„vergess‘ ich Lotte mit der Zeit!

Ich will Gedanken, sie bekämpfen,
ich mag beenden, ich will Licht,
ich bin verliebt und mag es dämpfen,
doch einfach sterben will ich nicht!“

So sprach erneut der kalte Winde,
er drang so sehr mit jenem Hauch:
„Hab‘ keine Angst, du Jung, du Kinde,
das Sterben muss man schließlich auch.

Es ist nicht schlimm, die Lieb‘ geht weiter,
auch ohne dich, so war‘s gewiss,
du warst der Lotte bloß Begleiter,
bis Albert dann dein Herz zerriss.“

TEIL II – DIE WALDKAPLLE
Er stieg nun nieder von dem Pferde
und fiel auf Knie so gezielt,
er sank hinunter auf die Erde
und hat sich selber schon verspielt.

Die Nacht erschuf das Leid und Feuer
und legte sich auf Werthers Samt,
das Herz zerfraß ein Ungeheuer,
die Liebe, die ihn schon verdammt.

Die Nacht verdeckte mit Zerronnen,
verengte Kummer das seine Herz,
als starben nun die tausend Sonnen,
im Leiden seiner, in dem Schmerz.

Die Wolken brachen in der Schwäche,
gerann der Regen, in der Not,
verstummten auch die Regenbäche,
erstarrte auch der nasse Tod.

Der Monde schien so einfach helle
und warf auf Äste seinen Schein,
im Walde ragte die Kapelle
und glänzte so der nasse Stein.

Es trieben so die weichsten Moose
und hingen somit dicht an dicht,
die Mauern glänzten anstandslose,
in diesem feinsten Mondeslicht.

Die Tür aus Holz mit jenen Flechten,
im Raume da, die Kerze glomm,
die Bilder ihn so selig schwächten,
sodass das Licht der Augen schwomm.

Nun stand der Werther auf der Schwelle
und sprach gesegnet seinen Gruß,
er betete erst auf der Stelle
und setzte rein sein ersten Fuß.

„Ich bin nun hier, du liebst‘ Kapelle,
von Leiden, Liebe heimgesucht,
auch wenn ich mich dadurch entstelle,
die Augen sind schon tränbetucht.

Ich habe Angst vor meinen Taten,
ich habe Angst, dass ich so sterb‘,
hat Liebe mich doch so verraten,
dass ich versterbe, ziemlich herb.

Mein Spiegelbild ist dieses Laube,
es fällt so nieder und zerbricht,
zerfall‘ ich leider auch zu Stabe,
verlier‘ ich so mit mein Gesicht.

Verdornt bin ich wie jene Rose,
verwelkte ich in schierer Hast,
so bleibe ich der Erdenlose,
der Werther einfach ohne Rast.

Den Mut, den will ich so erwählen,
denn wählte ich die falsche Spur,
so mag mein Leben sich erhellen,
ich lebe nicht – Ich trage nur.

Ich trage zwar die meinen Sünden,
doch diese werden nie vergehen,
so mag der Gotte dann verkünden:
Für Taten wirst du gradestehen.

Mein Herz zerfällt wie viele Blätter,
nun steh‘ ich hier in diesem Hain,
ich bin der Feind und nicht der Retter,
so wiegen mich die Erden ein.

Es treibt die Zeit, die Gottes späte,
ich stand nun hier im Waldestal,
der Werther sprach die sein Gebete
und lebte wirklich bloß einmal.“

KAPITEL III – DER SELBSTMORD
Der Lenze trieb, es hing der Morgen,
inzwischen auch die Nacht zerbrach,
verweht nun waren leere Sorgen,
nur Werther saß die Nachte wach.

Seit Stunden saß er einfach nieder,
die Augen rot, da er nicht schlief,
er nickte müde und schon wieder,
in Träumen lag er viel zu tief.

Der Fracke glänzte blau mit Tiefe,
die gelbe Weste wie ein Hemd,
als ob die Farbe sich verliefe,
die Knöpfe waren zu geklemmt.

Die Stiefel trugen jene Stulpen,
die Hose gelb aus einer Haut,
so gelb wie müde Frühlingstulpen,
im Eise, welcher still auftaut.

„Es tut mir leid, gar meine Lotte,
ich fasste jedoch den Entschluss,
ab heute bin ich nun der Tote,
ich bin bereit, weil ich das muss.“

Ein Schuss ertönte und ein Blitze,
durchdrang das Hause und den Tag,
der Werther fiel von seinem Sitze,
sodass er nun am Boden lag.

Nun liefen auch die ganzen Stunden,
der Werther rankte nun um Luft,
so wurde er dann aufgefunden,
der Kummer wurde seine Gruft.

So blutig waren seine Kleider,
er starb im Kampf der Liebe, fiel,
die Liebe tötete ihn leider,
vorüber war sein Liebesspiel.

Die Lotte saß nun auf der Lehne,
erschöpft und müde, umso gleich,
sie fühlte jede kalte Träne
und brach zusammen bitterbleich.

Zu Grabe wurde er getragen,
auf Steinen hing ein zähes Wort,
die Liebe konnte er nicht wagen,
so bringen ihn die Zeilen fort.

So steht bis heute auf den Fliesen,
ob bei Kummer jeder Nacht,
steht ein Spruche, auf den diesen,
hat es Werther sich erdacht:–
Bete und glaube und lebe. Aber ohne
Liebe. Wenn du aber verliebt bist, dann
bekommst du das zurück, was ich mir
selbst angetan habe.

Berlin-Biesdorf-Süd;
16.03.2024 – 17.03.2024
Sie wünschen uns Missgunst, aber die Kunst ist mit uns...
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