Über meinen Tod

Mystisches, Schmerz, Trauer, Depression, Angst, Abschied, Tod
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Germany Marc Donis
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Über meinen Tod

Ungelesener Beitrag von Germany Marc Donis »

Über meinen Tod

Wie mag mein Herze schon versiegen,
entschied ich alles, vielleicht nicht,
wie vieles hab‘ ich doch verschwiegen,
mit Angst und Kummer im Gesicht.

Wie vieles wollte ich versuchen,
zu finden Glück, das liegt so fern,
wie viele Narben wir betuchen,
als seien wir der letzte Stern.

Wen lieben wir, wer wir dann wären?
Ertrunken sucht das Herz das Wort,
es tut mir leid, mag mich beschweren,
wie reißt der Winde mich nun fort.

Vergib‘ die Lasten, die mich knechten,
weiß ich alles – Oder nicht,
sieh‘ die Zähren, die mich schwächten,
Engel fordert Leid und Licht.

Mag nimmer mich das so gesellen,
letzter Pein – Verflucht die Schar!
Die Seele will sich doch entstellen,
da ich recht verstorben war.

Vielleicht will ich nimmer warten,
weiß ich ewig, schlaf‘ ich ein,
lass‘ mich liegen in dem Garten,
in dem Garten will ich sein.

Brennt dann nieder, meine Schriften,
meine Lyrik – jedes Blatt,
niemand will ich dann vergiften,
mit der Dichtung, die er hat.

Will ich sterben mitten Tschechen,
gar in Karlsbad – So gewiss,
mögt ihr ewig mir versprechen,
bildet sich im Herz kein Riss.

Mögt ihr bitte doch nicht trauern,
auch nicht weinen, seid so frei,
tragt ihm Körper kein Bedauern,
denkt, dass ich wohl bei euch sei.

Legt mich nieder in die Erde,
zeigt mein Haupte dann nach Prag,
da ich dann auch schweigen werde,
weint ihr nicht! Weil ich’s nicht mag!

Legt mich nieder, ohne Priester,
ohne Kreuz und Bibel, auch,
glaub‘ ich nicht an Gott und Biester,
mag ich weder Harz noch Rauch.

Mögt ihr tun das mit Ermessen,
brennt die Lyrik, wirklich mein,
mögt ihr mich durch Tod vergessen,
frei wie Feuer will ich sein.

Liebster Engel, schau‘ verhohlen,
ist die Liebe ein Verstoß,
wurde mir das Herz gestohlen,
macht das Sterben Träume groß.

Bin ich Feind von alten Riten,
von den Sitten und dem Brauch,
will ich nicht mal Trauer bieten,
sterben heißt, ertragen auch.

Soll der Sarge sein aus Buche,
innendrin ein blauer Samt,
ist das Kissen, dann das Tuche,
welches gar aus Prage stammt.

Ist die Buche auch zu schlagen,
aus dem tiefsten Prager Wald,
wird man mich darin so tragen,
in dem Sarge, umso kalt.

Glänzt das Holze jener Buche,
in dem Lichte wie im Traum,
nehmt das Holz, das ich ersuche,
nehmt das Holz von diesem Baum.

Vielleicht scheint es so beschwiegen,
fällt den Baume dann bei Nacht,
lieb‘ ich Nacht und Abend liegen,
lieb‘ ich Dunkelheit, die Pracht.

Mag ich auch auf Strauß verzichten,
legt stattdessen Blätter rein,
viere Lindenblätter – schlichten,
unter Frieden will ich sein.

Mögen diese mich so decken,
liegen diese still auf mir,
scheinbar wollen sie mich wecken,
da du bist nun wohl bei mir.

Ist das Grabe meine Stätte,
glänzt im Lichte jener Stein,
ruh‘ ich dann in diesem Bette,
weißer Marmor soll das sein.

Soll er dringen wie die Flamme,
da man dort ein Verse schlug,
stehen mag dort nicht der Name,
sondern das, was mich so trug.

„Bin ich fort, du still Geehrte,
liebste Rose, die du bist,
traf mein Herze diese Härte;
Da der Tod mein Engel ist.“

Soll das so den Steine prägen,
goldlich ist er so gestanzt,
friedvoll ist das Grab gelegen,
auch mit Flieder so bepflanzt.

Will ich liegen unter Dolden,
halten diese Blüten fest,
will ich liegen mitten holden,
wird das Grab mein Fliedernest.

Grüßen jeden die Syringen,
die Glyzine blüht dazu,
da dann auch die Rosen singen,
ist mein Cherub einfach du.

Werden auch die Glocken läuten,
Hyazinthen auf dem Grab,
da wir alle Sterben scheuten,
nimmt der Tod die Leiden ab.

Will ich liegen unter Flieder,
weiß ich nicht, warum und wie,
tote Dichter leben wieder,
tote Dichter leben nie.

Berlin-Biesdorf-Süd;
20.04.2024
Sie wünschen uns Missgunst, aber die Kunst ist mit uns...
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