Kondolenzbuch-Eintrag Nummer 14

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Nestor Carigno
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Kondolenzbuch-Eintrag Nummer 14

Ungelesener Beitrag von Nestor Carigno »

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…
Jürgen Haberstroh
war - wie es sich für einen guten Geist geziert -
für viele hunderte, wenn nicht tausende -
der Zug und Angelpunkt an dem sich Lyrik- und Literatur-Schaffende
orientierten, konsolidierten und neu ausrichteten.

Er zog mit seinem Boot das Menschliche heran
und das Unbeschreibliche aus den glühenden Kohlen.
Er bot den Anglern einen Teich voll Bildern und Reflexionen
und tat an so manchen Angelhaken einen goldenen Karpfen.

Sein Boot bereiste wilde Wasser, gefällige Ströme,
tiefe Seen und stille Lacken…

Für einige Schreibergesell*innen war sein Forum ein Hafen,
in dessen Tavernen sich die hungrigen Seefahrer*innen labten
und deren trunkene Geister sich an der Theke der Posie lehnten.
Und unter den Laternen in den dunklen Gassen wachten sie oft auf…

Für Andere war Jürgen Haberstroh ein Leuchtturm vor der Brandung
und eine Orientierung bei tosendem Wellengang.
Und für jene, welche sich der Kunst und der Kritik offenbarten,
war er ein Virtuose der Vollendung, der Zierde und Ästhetik.

Nicht zuletzt war er ein Lehrer, der es verstand,
sein Wissen mit gespitztem Federkiel und mit sanfter Gleichmut
an die Durstigen und Willkürlichen zu verteilen.
Seine Lehrsprüche und Zugaben waren stets zurückhaltender Natur…

Das Gedichteforum war für über 20 Jahre ein Kosmos für sich
und dennoch eines der ersten solcher Art im deutschsprachigen Raum.
Jürgen Haberstroh war der Erschaffer, Manager und Besitzer
dieses für Österreich einzigartigen Ortes der literarischen Begegnung.

Er nannte sich selbst den “Forumsgeist� und für wahr
war er ein fürsorglicher, engagierter, offerierender Gelehrter und Geist.

Seine eigenen Gedichte glänzten mit spitzfindigem Humor
und amouröser Leichtigkeit bis hin zu tränendrüsiger Schwere.
Das Verblüffende enthüllte er in seinen Werken ebenso gefühlvoll,
wie die in den Handlungssträngen verwobenen Einsichten.

Als beratender und radschlagender Forumsgeist
konnte er sowohl sehr kritisch und skeptisch sein,
als auch die Essenz herauskitzeln, die sich ihm bot.
Als solches war er eine enorme Hife für unerfahrene Schreibende.

Immer respektvoll und vergnüglich, gab er sein Wissen
und seinen Erfahrungsschatz denen weiter, die dafür offen waren.
So schuf er einen sakralen, für viele Schreibende heiligen Platz,
in welchem alle willkommen und jede Nuance des Schreibens erlaubt war.


Mögen seine verblüffende und oft zum Nachdenken anregende,
geschriebene Kunst noch für tausende Jahre und mehr gelesen werden.

Einige regelmäßig schreibende Mitglieder des Gedichteforums
haben sich bereits bereit erklärt, dem literarischen Erbe Jürgen Haberstroh's
seine erste und voraussichtlich nicht letzte Würde zu erweisen.

Dies betrifft zum einen die Fortführung des Gedichteforums
in einer, in Absprache mit der Familie vereinbarten, evtl. moderneren Form,
und zum Anderen in einer Veröffentlichung der Werke Jürgen Haberstroh's
in Form von von einem Verlag veröffentlichten Büchern.

Jene Mitglieder haben sich bereit erklärt, sowohl die Werke aus dem Forum
als auch - nach Wunsch - noch unbekannte Werke von Seiten seiner Frau
zu sammeln, zu ordnen und bei Bedarf mit Einleitung und Grußworten
zu umranden, zu schmücken und auch sich um den Druck und die Auflagen
zu kümmern.

Auf dass die Fürsorge des Forumsgeist nach seiner Vollendung in Geistesform
erwiedert werde!

Herzlichen Dank lieber Jürgen und gute Reise,
wohin auch immer Dich die Winde ziehen lassen…

…
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