Laotse

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Anaximandala
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Laotse

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Warnung vor der Staerke (76/81)


Der Mensch, wenn er geboren wird,
Ist weich und schwach, voll Biegsamkeit,
Ist fest und stark, wenn er mal stirbt,
Wo Staerke, ist der Tod nicht weit.

Wenn Pflanzen wachsen und entstehn,
Sind sie ganz saftig und ganz weich,
Sind duerr und hart, wenn sie vergehn,
So ist der Lauf im Erdenreich.

Denn es ist so, was fest und stark,
Das gehoert schon dem Tode an,
Das Leben andrerseits vermag,
Dass Schwaches staerker werden kann.

"Mit starken Waffen siegt man nicht",
Sagt man deshalb, vom Sinn gesehn,
So wie manch starker Baum zerbricht,
Laesst man ihn nicht auf Stuetzen stehn.

Ganz unten steht, was stark und grosz,
Weil es das Schwache tragen kann,
So wie, als es selbst schwach war blosz,
Das Starke es mit ihm begann.

So schlieszt sich nun des Wandels Kreis,
Der ewig wandelnd weiterdreht,
Die Staerke kostet stets den Preis,
Dass man mit ihr zu Grunde geht.
Zuletzt geändert von Anaximandala am Sonntag 2. Juli 2023, 21:28, insgesamt 1-mal geändert.

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